Früher waren Bibliotheken Statussymbole- ein gebildeter Mensch hatte gleichzeitig einen hohen sozialen Status, was auch am Einkommen ersichtlich war.
Nebenher waren Bücher damals ungleich teurer als heute und hatten einen gewissen. „Ewigkeitswert". Das gilt meines Erachtens heute nur noch für Literarische Werke-ausserhalb des belletristischen Bereiches. Lesen hat gerade in unserer hektischen Zeit etwas beruhigendes, selbst wenn man sich blätternd in Zeitschriften aus der Einrichtungsparte oder in Livestyle Magazinen über das informiert, was die Welt nicht unbedingt wirklich braucht. Eine heutige Bibliothek zur Information und Bildung ist nicht mehr Regalelemente beschränkt. Ihre Funktion kann durch einen internetfähigen Computer dargestellt werden. Damit benötigt sie die Fläche einer Telefonzelle. Das Wichtigste ist der Nebenaspekt: Man macht die Tür hinter sich zu und ist ungestört.
Ich halte dieses Möglichkeit der Abnabelung von den anderen Menschen, mit denen man zusammenlebt, für ein entscheidendes Bedürfniseines jedes Einzelnen und bin der festen Überzeugung, dass viele Ehen an der räumlichen Unmöglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen, gescheitert sind.
Die heutige Frage, ob einer der Anwesenden was dagegen haben könnte, ob man rauchen dürfte, ist bei dem Vorhandenseins eines ehemals so benannten
Rauchsalons überflüssig. Man geht dort hinein, schließt die Tür hinter sich und hat keine Probleme. Vor allem keinen Rechtfertigungszwang gegenüber all den Belehrungen, die heutzutage automatisch erfolgen.
Die ursprüngliche Geste der Freundschaft, jemandem eine Zigarette oder Zigarre nach dem Essen anzubieten, ist dabei vor die Hunde gekommen: Als zur Jahrhundertwende noch gedankenlos geraucht wurde, gab es Leute, die einfach meinten, dass Zigarrenrauch stinken würde. Heute wird allein die Frage eines Rauchers, ob er denn rauchen dürfte, als versuchte Körperverletzung gewertet.
Ich glaube deshalb an eine Renaissance der ehemaligen sogenannten Rauchsalons, heute würde man einfacher Raucherzimmer sagen.
Die ehemalige Bibliothek, diente meines Erachtens nicht nur der Weiterbildung. Hier hatte man Ruhe vor dem Ehepartner und konnte glaubhaft versichern, dass man etwas für deine Bildung tun müsste. Vielleicht wurden dort jedoch manchmal nur pornographische Schriften gelesen....
